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	Ein Musikprofessor hat gegen Ende 
	seiner wissenschaftlichen Laufbahn ein letztes Forschungsfreisemester. Da 
	ihm jedoch in seinem Fach nichts Rechtes mehr einfallen will, schreibt er 
	auf Anregung seiner Frau einen Roman.In diesem Roman – gutbürgerlich und 
	konventionell wie sein Autor – erzählt ein Medizinstudent von seiner 
	Liebesbeziehung zu einem jungen Mädchen, die endet, als diese seinen Bericht 
	ihrer Beziehung liest und sich als Objekt gestaltet empfindet.
 Nun weiß 
	der Professor nicht weiter und gibt den Roman seiner Frau zu lesen. Diese 
	mißbilligt die autobiographischen und narzißtischen Aspekte des 
	Textfragments, woraufhin der Autor eine Auszeit von seiner Ehe nimmt und 
	nach der Rückkehr das ganze Projekt schließlich wegschließt.
 
 So 
	besteht Freisemester aus dem abgebrochenen Liebesroman und dem 
	Bericht von dessen Niederschrift. Beide sind durch stilistische und 
	motivische Gemeinsamkeiten verbunden: Musik, Sex, Altern, Tod. Und natürlich 
	dadurch, daß sie beide ihre eigene Rezeption enthalten. Aber nichts rundet 
	sich zu einem Ganzen. Zersetzt von Reflexionen, schwankend zwischen den 
	Erzählebenen, kritisiert von den ersten Leserinnen, bleibt die 
	Liebesgeschichte unbeendet, und der Bericht ihres Zustandekommens endet 
	offen. Weder der Autor noch sein Erzähler wissen weiter.
 Rolf
    Breuer, Literaturwissenschaftler und Hochschullehrer, veröffentlicht 
	neben akademischen Büchern seit vielen Jahren auch literarische Texte. 
	Zuletzt erschien im Igel Verlag Leben auf Mars. Erzählung (2015).
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